Devotees in Düsseldorf

Keine Frage – Die einstigen Synthie-Popper von Depeche Mode können es noch immer. In ihrer mehr als 30-jährigen Bandgeschichte hat es die Band perfektioniert, ihre Fans um den Finger zu wickeln. Das bewiesen sie auch am 3. Juli in Düsseldorf.

Mit Welcome To My World vom neuen Album Delta Machine eröffnen Dave Gahan, Martin Gore, Andrew Fletcher unterstützt von einem Drummer und einem zusätzlichen Keyboarder das circa 2 ¼ stündige Spektakel. Und die rund 45.000 Fans in der Esprit Arena lassen sich bereitwillig entführen. Es ist vor allem Frontmann Gahan, der das Publikum mitnimmt in die Post-Industrial-Welt. Hüften schwingend, Diven-haft flirtend und Pirouetten drehend zeigt sich der 51-Jährige körperlich in Bestform. Das Sakko wird ihm schnell zu lästig. Er wird es los und performt fort an mit offener Weste, die um den muskulösen Oberkörper schwingt. Von langen Ansagen hält Gahan nichts, abgesehen von ein paar Mal Thank You, die obligatorische Vorstellungsrunde und ein Hallo an die Düsseldorfer gibt es auch nicht viel zu sagen. Bei den Devotees, wie sich die Depeche-Mode-Fans selbst nennen, kommen die Gassenhauer wie Walking In My Shoes, Black Celebration oder Policy Of Truth auch bedeutend besser an. Dass sich die Titel von Delta Machine hingegen noch etwas besser einspielen müssen, zeigt sich etwa bei dem von Martin Gore gesungenen Stück Should Be Higher. Auf dem Catwalk ringt der Chef-Texter Gore um „Love“, weil das aber für das Publikum zum Mitsingen ein paar Töne zu hoch ist, versackt diese Einlage etwas. Dagegen sorgen Judas und Home wieder für elektrisierende Stimmung. Mit der Setlist verstehen es die Briten neben dem Neuling Delta Machine eine abwechslungsreiche Dramaturgie zwischen Alben wie Songs Of Faith & Devotion, ULTRA und Violator zusammenzustellen – aus der Phase, also die stark von Post-Industrial und Bluesrock geprägt ist. Christian Eigner leistet dabei an den Drums einen gehörigen Anteil daran, dass auch die letzte Tribünenreihe in Bewegung kommt. Definitive Highlights sind aber Enjoy The Silence und das mit einem bluesigen Intro versehene Personal Jesus. Auf die transparente Leinwand im Hintergrund werden immer wieder künstlerische Effekte oder Videosequenzen beispielsweise aus der Hand des Haus- und Hof-Kreativmeisters Anton Corbijn mit den Bandmitgliedern eingespielt.
Das programmatische und etwas zähe Goodbye wird zum Abschluss des regulären Sets, bis Gore, Gahan und Fletcher für fünf Zugaben wieder auf die Bühne kommen. Dabei verspielt das Trio ein bisschen seine Chance, die Menge noch einmal über mehr als drei Stücke mitzureißen. Die Goldfrapp-Version von Halo plätschert im Vergleich zur eigentlich energetischen Nummer langsam, dahin, ohne einen Höhepunkt zu erreichen. Mit laszivem Hüftschwung kompensiert die Band und der schwitzig-glänzende Gahan das aber: Just Can’t Get Enough und der Rausschmeißer Never Let Me Down Again gehören zum Standard bei ihren Konzerten. Ihren Effekt verfehlen sie nicht und so entlassen sie ihre glücklichen Devotees in die Nacht. (jl)

Setlist:
Welcome to my world
Angel
Walking in my shoes
Precious
Black Celebration
Policy of Truth
Should be higher
Barrel of a gun
Higher Love
Judas
Heaven
Soothe my Soul
A pain that I’m used to
A Question of time
In your room
Enjoy the silence
Personal Jesus
Goodbye

Zugaben:
Home
Halo (Goldfrapp-Version)
Just can’t get enough
I feel you
Never let me down again

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